Der September gibt Gas!
Ihr Lieben,
der Spätsommer ist da, der September stiehlt dem August die Show und irgendwo zwischen Bammel vor den Bundestagswahlen und Aufbruchsstimmung ziehen die sonnigen Tage ins Land. Das lineare Fernsehen hält uns mit dem Triell und der Wahlarena in Atem und die dramatischen Nachrichten aus Afghanistan hinterlassen einen Kloß im Hals. Wie wollen wir leben? Was kommt auf uns zu?
Es erreichen uns aber auch gute Nachrichten. Nach dem dramatischen Einsturz der Rana Plaza Textilfabrik in Bangladesch im Jahre 2013, hatten sich Textilunternehmen und Gewerkschaften zusammen getan und den “Accord” gegründet, eine unabhängige, rechtsverbindliche Vereinbarung, um auf eine sichere und gesunde Bekleidungs- und Textilindustrie in Bangladesch hinzuarbeiten. Diese Vereinbarung wurde einmal verlängert und lief nun aus. Aktivist*innen rund um den Globus zitterten, ob es zu der so wichtigen, weiteren Verlängerung kommen würde. Nun kann aufgeatmet werden: das neue Abkommen heißt INTERNATIONAL ACCORD FOR HEALTH AND SAFETY IN THE TEXTILE AND GARMENT INDUSTRY und tritt pünktlich zum 1.9.2021 in Kraft. Dieses gilt nun auch nicht mehr nur für Bangladesh sondern kann auf weitere Länder ausgeweitet werden. Es geht um das Recht für die Arbeiter*innen sich gewerkschaftlich zu organisieren, auf anonyme Beschwerdemechanismen und Schulungen.
Die Marken, die den Accord unterzeichnen, dürfen nicht mit Fabriken arbeiten, die sich weigern, die Vereinbarungen einzuhalten und es soll zukünftig die Möglichkeit geben, Unternehmen zur Rechenschaft zu ziehen, wenn sie sich nicht an ihre Versprechen halten. Welche Marken das sind, zeigt uns die Clean Clothes Campaign immer aktuell mit ihrem Brand Tracker. Wir alle können aktiv werden und die Brands, die noch nicht unterzeichnet haben, anschreiben und sie dazu auffordern!
Immer noch eine hitzige Diskussion: Ist Mode mieten nachhaltig oder nicht. Wir haben schon über die Studie berichtet, die besagt, das Kleidung einfach wegzuwerfen nachhaltiger wäre, als sie zu vermieten. Als Gründe dafür wurden der logistische Aufwand und die chemische Reinigung genannt. Die Studie geht allerdings davon aus, dass die Kleidungsstücke von dem/der Mieter*in mit dem Auto eingesammelt und bei Rückgabe chemisch gereinigt werden. Dies trifft bei keinem der Mode-Miet-Modellen zu, wie jetzt in einer Gegendarstellung, ebenfalls im Guardian, bekannt wurde. Auch Perspective Daily hat sich dem Thema angenommen und mit unserer Kleiderei-Inhaberin Lena darüber gesprochen.
Was denkt ihr? Schreibt uns gerne eure Gedanken dazu und wir teilen sie in den nächsten News.
Anfang der Woche begann die Fashion Week in Berlin. Mit dem Weggang der Messen nach Frankfurt hat sich nicht nur das Datum der Modewoche in Berlin vom Juli in den September verschoben, sondern auch die Kernzielgruppe. Statt um Mode-Einkäufer*innen und Fachpublikum, geht es jetzt um die Konsument*innen. Mit der Pandemie fielen die letzten Veranstaltungen aus und so kommt das Modevolk nun zum ersten Mal wieder zusammen. Dabei ist vor allem der Berliner Senat maßgeblich verantwortlich, der mit 3,5 Millionen Euro unterstützt. Und die Digitaloffensive der Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen. Die spannende Frage im Berliner Raum ist nun auch hier: Wie konsumieren wir in der Zukunft?
Die nachhaltigen Modelabels stellen jetzt auf der Green Fashion Fair aus, denn auch die NEONYT – bisher der Hub für Alle die zeigen, dass Mode auch fair und ökologisch produziert werden kann – ist ebenfalls in die Stadt am Main abgewandert.
Mehr dazu lest ihr hier.
Einen spannenden Überblick darüber, wie nachhaltige Mode in verschiedenen Ländern und Städten nachgefragt wird, hat die Welt veröffentlicht.
Bei Kleiderei ist auch wieder viel los.
In Köln ist es im Pop-Up-Shop mittlerweile ganz gemütlich geworden. Wir haben dort Unterstützung von Sibylla – die ein Praktikum macht und freuen uns, dass seit wir da sind unsere Community auch einige neue Unterstützerinnen gewonnen hat! Letzten Dienstag gab es die erste Kleiderei-Radio-Show nach der Sommerpause mit dem Start-Up Uptraded, mit dem wir bald eine Zusammenarbeit launchen. Außerdem steht ein neues Fair-Fashion Label in den Startlöchern: PINQPONQ
Und zum Abschluss noch ein ❤️-Event-Tipp: Am 18.9. ist Shop Local Day und ich werde den ganzen Tag über in der Kleiderei in Köln sein. Wir können quatschen, ich signiere eure Bücher, wenn ihr mögt (es gibt auch noch ein paar wenige Erstausgaben) und wir machen es uns schön. Die Kleiderei Girls haben eine Tausch-Stange vorbereitet: Wer was Schönes mitbringt, kann was anderes Schönes mitnehmen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr vorbeischaut!
Habt noch einen wunderschönen Sonntag!
xxx
Thekla