Von Angst und Zuversicht

Freunde,

diese News zu tippen fällt schwer, angesichts der geopolitischen Entwicklungen und dem unendlichen Leid, das uns tagtäglich – nicht mehr nur über die Bildschirme, sondern auch an den Bahnhöfen – begegnet und uns schmerzlich bewusst macht, wie fragil, das was wir Frieden, was wir schöne, freie, Welt nennen, ist. Nichts ist sicher, außer dass wir in einem System leben, das immer sichtbarer an seine Grenzen kommt. Dabei sind die Zusammenhänge so innig und undurchschaubar wie das wild wuchernde Wurzelgeflecht unter den Bäumen, die sich dieser Tage gen der lang vermissten Sonne recken und ihre ersten Knospen bekommen.
Die Mode versteckt unter ihrer ganzen Pracht auch eben solches Geflecht aus Macht, Gier und Ausbeutung, geleitet von einigen wenigen machthungrigen weißen Männern, die Milliardengewinne einfahren, während Milliarden Menschen unter den belastenden Umweltauswirkungen der billig, größtenteils aus Chemiefasern auf Erdölbasis und in Massen produzierten Kleidungsstücke leiden.
Autokraten wie Putin treiben sicherlich nicht exakt dieselben Motive wie Fast Fashion Milliardäre an, aber die Ähnlichkeit, was den Wunsch nach Macht, die Rücksichtslosigkeit mit der die Ziele verfolgt werden und wie wenig dem politisch entgegengesetzt werden kann betrifft, ist frappierend.

Der große Vorteil, den wir in der Modeindustrie im Vergleich zu dem Krieg um die Ukraine haben, ist, dass wir – die Bürger:innen – auch eine Stimme haben. Und zwar die unserer Kaufentscheidungen als Konsument:innen und die als Unternehmer:innen, Gründer:innen, Innovator:innen. Und diese sollten wir nutzen, denn damit beeinflussen wir ein ganzes System.
Unser Kleiderei-Vorschlag ist nun seit fast zehn Jahren: Kleidung zu leihen – das heißt, sie gemeinschaftlich zu nutzen. Es geht natürlich darum, Abwechslung im Kleiderschrank zu haben, Ressourcen zu schonen und Spaß mit Mode zu haben. Es geht aber eben auch darum, zu hinterfragen, wie wir in einer sogenannten Wegwerfgesellschaft gelandet sind, in der die meisten Dinge keinen (langfristigen) Wert mehr haben, obwohl sie so gravierende Folgen für Mensch und Natur haben können. Um die Kleiderei-Botschaft weiter zu verbreiten eröffnen wir bald eine neue Filiale in Berlin! In den letzten News haben wir euch auch Julia, die das Berliner Team leiten wird, schon einmal ausführlich vorgestellt. Heute wollen wir einmal die Gelegenheit nutzen, euch ein bisschen vom Crowdfunding zu erzählen, denn um die Kleiderei Berlin möglich zu machen, brauchen wir euren (finanziellen) Support. Crowdfunding, für alle, die es noch nicht kennen, funktioniert so, dass das Start-Up eine gewisse Anzahl an “Dankeschöns” anbietet, über die dann das benötigte Kapital zusammenkommt. In unserem Fall ist das einfachste Beispiel: Ihr kauft im Crowdfunding eine Kleiderei-Mitgliedschaft, die ihr – kleiner Funfact – dann schon vor der Eröffnung bei verschiedenen Pop-Up-Stop-Events (die wir nach und nach über Social Media bekannt geben) nutzen könnt und finanziert damit den Start.

Und auch wenn dieses Crowdfunding für uns immens wichtig ist, möchten wir euch dort auch die Möglichkeit bieten für die Ukraine zu spenden. Unter allen Teilnehmenden, die das Dankeschön “Verlosung Kleiderei Gold-Card #solidaritywithukraine” kaufen, verlosen wir unser teuerstes Dankeschön: eine lebenslange Kleiderei Berlin Mitgliedschaft im Wert von 3000€. Die Hälfte des Erlöses spenden wir an LeaveNoOneBehind, einer Organisation, die sich kontinuierlich für die Sicherheit und Rechte von Geflüchteten einsetzt.

In Berlin findet der nächste Pop-Up-Stop zur Fashion Week in der Oranienstraße 44 statt:
15.-19. März // 13-18 Uhr
Wenn du ums Eck bist, dann AUF, AUF!
Du kannst dir da nicht nur tolle Looks leihen; es gibt auch eine Foto-Ecke in der du die Möglichkeit hast Statement-Fotos zu machen.

Wenn auch du jetzt Lust bekommen hast, dich einzubringen und die Modewelt auf den Kopf zu stellen, dann haben wir tolle Neuigkeiten für dich! Wir werden unser Konzept bald auch als Franchise multiplizieren. So möchten wir motivierten Gründer:innen die Möglichkeit bieten auch eine Kleiderei in ihrer Lieblingsstadt zu eröffnen und wir supporten dabei. Vielleicht kennst du ja jemanden, der sich uns anschließen möchte, oder hast sogar selbst Lust? (Bewerbungen und Motivationsschreiben gerne an franchise@kleiderei.com)

Für alle die nicht in Berlin sein können, aber trotzdem finden, dass sich in der Mode etwas ändern muss, empfehlen wir die Teilnahme am digitalen 202030 Summit zur Fashion Week. Drei Tage lang, vom 15. bis zum 17.03. gibt es ab 15 Uhr Talks, Panels und Impulse zu einem Relaunch der Textilindustrie. Wie kann diese regenerativer, holistischer, lokaler und fairer werden? Diesen Fragen wollen wir zusammen auf den Grund gehen. Anmelden könnt ihr euch hier.

Unbedingt ans Herz legen möchten wir euch auch noch das frisch gelaunchte DEMOS Mag, das sich die Stärkung der Demokratie durch diverses Storytelling auf die Fahnen geschrieben hat. Passend zum Thema habe ich einen Text über den Zusammenhang von starken Demokratien und erfolgreicher Kreislaufwirtschaft geschrieben. Denn, was in so vielen politischen und wirtschaftlichen Konzepten gerade als Lösung angeboten wird, bedarf mehr als nur den Einsatz von recycelten Materialien. Wenn dich das Thema also interessiert, lies gerne hier weiter.

Alles Liebe und bis zum nächsten Mal, hoffentlich mit besseren politischen Nachrichten,
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Thekla