Von Arbeits­­beding­­ungen, die sich dringend ändern müssen & dem Plan der EU

Dass immer neu, immer schneller, immer weiter ein Ende haben muss, haben uns nicht nur die unmittelbaren Folgen der COVID-19-Krise gezeigt. Eigentlich wissen wir es ja schon lange – die Unternehmen, die Konsument*innen, und die Politik.

Und politisch tut sich was. Als erstes kam, noch Ende 2019, der European Green New Deal. Im Mai diesen Jahres dann der Recovery Plan der EU, der, wie Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission sagt: „(…) die immense Herausforderung, vor der wir stehen, zu einer Chance (macht), nicht nur indem wir die Wiederherstellung unterstützen, sondern auch indem wir in unsere Zukunft investieren: Der Europäische Green Deal und die Digitalisierung werden Arbeitsplätze und Wachstum, die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaften und die Gesundheit unserer Umgebung fördern. Dies ist Europas Moment. Unsere Handlungsbereitschaft muss den Herausforderungen gerecht werden, vor denen wir alle stehen. Mit Next Generation EU geben wir eine ehrgeizige Antwort.“ Hier geht’s zum ganzen Text.
Wenige Tage später kommt die Antwort aus der Mode-Industrie: Der EU Green Recovery Plan.
Die drei Initiativen des Policy Hub  Sustainable Apparel Coalition (SAC), Federation of the European Sporting Goods Industry (FESI) und Global Fashion Agenda (GFA)haben mit der Boston Consulting Group (BCG) einen Sieben-Punkte-Plan für einen ökologischen Neustart der Branche entwickelt. Hauptziel: eine Kreislaufwirtschaft. Den ganzen Bericht dazu findet ihr hier.
Der EU Green Recovery Plan fordert: kurzfristige Kredite der Regierung für ökologisches Engagement, Unterstützung in Form von EU-finanzierten Umschulungen in Richtung Kreislaufwirtschaft, Anregung der Nachfrage von ökologischen Produkten durch Anreize wie z.B eine niedrigere Mehrwertsteuer, Förderung von nachhaltigen Energien und einer der – meiner Meinung nach – wichtigsten Punkte: Unterstützung der Kreislaufwirtschaft durch das Stärken von entsprechenden Recycling-Technologien, sowie der Skalierbarkeit von Sammeln, Sortieren, Umnutzen usw. in der Bekleidungsindustrie – und weiterhin der Forderung nach einheitlichen (Europa-)Richtlinien für die Abfallwirtschaft.
Wie bitter nötig tiefe Veränderungen in unserem Mode-System sind, zeigt dieser Bericht der ZEITHotspot im Sweatshop. In Leicester, Zentrum der britischen Textilindustrie, wurde im Lockdown einfach weiterproduziert – ohne Rücksicht auf Corona. Innenministerin Priti Patel schaltete das Kriminalamt, die National Crime Agency (NCA), ein. Es soll untersucht werden, ob in Leicester mit „moderner Sklavenhaltung gegen Gesetze verstoßen wird“. Leider sind die Arbeitsverhältnisse in Leicester schon weit vor der Pandemie verstörend gewesen – und dies auch bekannt. Es bleibt nur zu hoffen, dass die neuesten Erkenntnisse dem endlich ein Ende setzen und auch nochmal deutlich machen, dass die Ausbeutung ein globales System ist.
Passend dazu, und auch, falls Lesen dieses Wochenende nicht so in euer Zeit-Management passt, haben wir vorgesorgt: es gibt nämlich auch was zum Hören, z.B. beim Kochen, Sport oder auf der Couch. In Kleiderei-Radio Nr. 4 unterhalten sich Amelie und Anna nämlich mit der tollen Aika von der genauso tollen Initiative FEMNET über die gar nicht tollen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie.
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Thekla