Das Liefer­ketten­gesetz kommt. Es wird heiß diskutiert.

Weniger als 20 Prozent von über 2250 großen deutschen Unternehmen können für menschenrechtskonforme Lieferketten garantieren. Das ist das ernüchternde Ergebnis der zweiten von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen Studie. Die Selbstverpflichtung ist gescheitert, Arbeitsminister Hubertus Heil und Entwicklungsminister Gerd Müller ziehen endlich Konsequenzen:

Das Lieferkettengesetz kommt. Im August soll es in das Gesetzgebungsverfahren gehen. Für die Initiativen #fairbylaw (wir haben berichtet) und Lieferkettengesetz ist das ein riesiger Erfolg, auch der Großteil der nachhaltigen Modewelt jubelt.

Wer aber in der letzten Woche die Zeitungen aufgeschlagen hat, hat auch viel Kritik gelesen. „Bürokratiemonster mit wenig Nutzen“ titelt z. B. die SZ, und zeigt, wie undurchsichtig das Netz der textilen Lieferkette ist. Die FAZ macht nochmal klar, wie nah die Arbeitsbedingungen der Arbeiter*innen in der Textilindustrie an moderner Sklaverei sind – stellt aber auch die Frage, ob ein Lieferkettengesetz tatsächlich hilft, oder die Armut vergrößert.

Es ist offensichtlich, dass sich etwas ändern muss, aber die Wirtschaft wehrt sich. Es geht um die Frage der Verantwortung und es fallen Argumente wie: Fabriken müssen geschlossen werden, Arbeiter*innen verlieren ihre Jobs und haben dann gar kein Einkommen mehr.

Aber sind das plausible Gründe gegen ein Gesetz?

Wir finden nicht. Denn neue Gesetze können weh tun und auch Gefahren bergen. Erst recht, wenn sie in so verstrickte und brutale Systeme wie das der Textilindustrie eingreifen. Aber wir müssen die Textilarbeiter*innen aus der Sklaverei befreien und dass das ohne Verluste, Anstrengungen und Rückschlage passieren kann, wäre utopisch zu glauben.

Um euch nicht ganz so schwer ins Wochenende zu entlassen, hier noch etwas Inspiration: Denn wie man kreativ mit Nachhaltigkeit umgehen kann zeigt das Modehaus GUCCI. Die aktuelle Kollektion wurde – anstatt von Models – von Mitgliedern aus Alessandro Micheles Design-Team präsentiert – in einem 12-Stunden Livestream inkl. Spotify-Playlist, der das entsprechende Fotoshooting übertrug. Der gesamte CO2-Ausstoß, der durch das Streaming verursacht wird, soll ausgeglichen werden und wie alle GUCCI-Events seit dem Frühjahr 2019 nach dem „Sustainable Events“-Standard ausgerichtet sein. Mehr dazu lest ihr hier.

Als Guideline für euer nächstes Event findet ihr hier alle Details zum Standard: https://www.iso.org/files/live/sites/isoorg/files/store/en/PUB100302.pdf

Habt es schön!
xxx
Thekla