Mit knappen Gütern zum Überfluss – Ressourcen in der Mode

Ihr Lieben! 

Der morgige Weltwassertag steht unter dem Motto Wert des Wassers. Die Vereinten Nationen wollen die Menschen dazu aufrufen, sich Gedanken über die lebenswichtige Bedeutung von Wasser zu machen. Grund genug, uns hier mal näher mit der Ressource auseinanderzusetzen und euch ein paar tolle Projekte vorzustellen. 

Die Produktion einen T-Shirts verbraucht ca. 2.495 Liter Wasser. Das ist in etwa so viel, wie ein Mensch in 2,5 Jahren trinken sollte. 

Das ist erstmal eine lähmend große Zahl. Wie wir trotzdem handeln können, zeigt uns z.B. die Kampagne What are you protesting von unseren Freunden des Naturkosmetik-Labels Stop the Water while using me! in Zusammenarbeit mit ARMEDANGELS zum morgigen Weltwassertag. Es geht darum, sich bewusst zu machen, wie wir mit dieser wertvollen Ressource umgehen. Die Mission setzt sich aus zwei Punkten zusammen, die jede*r täglich ins eigene Leben integrieren kann – und einem dritten, der Projekte wie dieses ermöglicht. 

  1. Wir müssen unser Wasser schützen. Dafür können wir zum Beispiel auf die Inhaltsstoffe der Produkte achten, die wir kaufen. Natürliche, biologisch abbaubare Inhaltsstoffe verseuchen das Trinkwasser nicht. Der Einsatz von Chemikalien hingegen schon. 
  2. Wir können Wasser sparen: in unserem Alltag, jeden Tag, schon morgens beim Zähne putzen. Und wir können die Industrie auffordern, Produkte zu entwickeln, die weniger Wasser in der Produktion verbrauchen – oder auch verschmutzen. Wie? Ganz einfach, indem wir nachfragen, z.B. bei Instagram: Wie wurde das Kleidungsstücke produziert?
    Ein Paradebeispiel für hohen Wasserverbrauch sind Denims: In den Waschungen und Färbungen gibt es massive Unterschiede.
  3. Wir können Wasser spenden. Es gibt NGO’s, die wir finanziell unterstützen können. Oder ihr kauft euch das limitierte Shirt der Kampagne, das es morgen zu kaufen gibt, denn die kompletten Verkaufserlöse werden an das neue GOOD WATER PROJECT von Stop The Water und Viva con Agua in Uganda gespendet.

Ihr könnt euch auch bei Instagram an der Kampagne beteiligen und euer Statement setzen. Wofür setzt ihr euch ein? #whatareyouprotesting?


Apropos
ARMEDANGELS: In der aktuellen Folge von Kleiderei Radio unterhalten sich Amelie und Anna mit Lavinia Muth, der CSR-Managerin von ARMEDANGELS über die Worthülse Nachhaltigkeit“. Begleitet übrigens von einer großartigen Playlist. <3

In diesen Wochen trifft uns eine Unsicherheit, die wir selbst nach einem Jahr Pandemie – und dem damit verbundenem Training an einer flexiblen Einstellung zu den eigenen Plänen – schwer wegstecken. Der Einzelhandel hat zwar wieder geöffnet, aber wie lange kann niemand sagen. Die Geschäfte werben mit wahnsinnigen Rabatten, denn sie sitzen auf riesigen Kleiderbergen nicht abverkaufter Ware. Was passiert damit?
Bisher war es schwer bis gar nicht möglich, Kleidung zu spenden, denn es entfiel Umsatzsteuer, die an das Finanzamt zu entrichten war. So war es für Händler teurer die Kleidung zu spenden, als sie zu vernichten. Das hat sich letzte Wochen geändert. Dazu erklärt Antje Tillmann, Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag für Finanzen:Im Rahmen der Überbrückungshilfe III können Händler die Kosten für unverkäufliche Saisonware bei den Fixkosten geltend machen und so zu 90 % erstattet bekommen. Werden diese Waren für wohltätige Zwecke gespendet, können sie bei den Fixkosten zu 100 Prozent berücksichtigt werden.“ Mehr dazu hier.

Das klingt erstmal gut und lässt hoffen, dass die Winterware jetzt nicht mehr entsorgt wird (wie z.B. von Greenpeace befürchtet). Aber brauchen karitative Organisationen tonnenweise nicht verkaufte Saisonware? Ja, wenn es sich um Jacken, festes Schuhwerk, warme Kleidungsstücke handelt. Nein, wenn es um Trendartikel von schlechter Qualität geht. Auf der Webseite des Hilfevereins Hanseatic Help findet man aktuell zum Beispiel den Vermerk, dass keine Damenkleidung angekommen werden kann. Warum? Es ist einfach zu viel.
Der Dreh- und Angelpunkt bleibt: Es wird zu viel Kleidung in zu kurzen Zyklen produziert. Dass Kleidung, die nicht ein einziges Mal getragen (ja nicht einmal verkauft!) wurde, überhaupt abgeschrieben werden kann, grenzt an Wahnsinn. Warum sind diese Kleidungsstücke auf einmal nichts mehr wert? Die Pandemie zeigt uns deutlicher denn je, wie verheerend die Textilbranche agiert und dass sich schnell etwas ändern muss – und damit meine ich nicht, gesenkte Steuersätze oder Abschreibungsmöglichkeiten.

All das wird sich allerdings nie ohne Politik und Reglementierungen lösen lassen. Über das Deutsche Lieferkettengesetz haben wir viel berichtet. Jetzt kommt auch das EU-Parlament mit einem Vorschlag, und der ist um einiges konsequenter als unser hiesiger Entwurf. Während der deutsche Entwurf in einem ersten Schritt nur Unternehmen ab 3.000 Beschäftigten und später ab 1.000 Mitarbeiter*innen zu menschenrechtlicher Sorgfalt verpflichten will, soll eine EU-Regulierung auch kleine und mittlere Firmen erfassen. Und zwar dann, wenn sie börsennotiert oder in einem Bereich mit hohem Risiko aktiv sind. Beispielsweise also im Rohstoffsektor oder der Textilbranche, in denen es immer wieder zur Verletzung von Menschenrechten und zu Umweltvergehen kommt.“ Mehr dazu hier im Artikel der Frankfurter Rundschau. Bleibt abzuwarten, ob sich der Entwurf durchsetzt und ob Deutschland nachzieht. Wichtig wäre es. 

Und ich möchte euch noch zwei tolle Projekte aus der Fair-Fashion-Community ans Herz legen, die zeigen, dass es sehr wohl auch anders geht:
Morgen geht das Crowdfunding von Besonnen Fashion online. Das Berliner Label hat zirkuläre Blusen entwickelt, die eben keine Saisonware sind – sondern absolute Lieblingsstücke. Designerin Annette Borg sagt dazu: Alle 5 Minuten werden eine Million neue Kleidungsstücke produziert – 90 % davon landen im Abfall, nur 10% werden recycelt. Wir haben einen Weg gefunden, Fasern von gebrauchter Kleidung in hochwertige Rohstoffen zurückzuführen ohne, dass sie je eine Mülldeponie berühren – wir präsentieren: die Besonnen Blusen. Sie können von Knopf bis Garn zu 100% zu neuen Produkten wiederverarbeitet werden. Alles nachverfolgbar mit einer Circular-ID, einem QR-Code den ihr einfach scannen könnt und der euch dann die gesamte Lieferkette des Kleidungsstücks zeigt. 

Und zu guter Letzt noch ein Aufruf an alle Fair-Fashion-Fashionistas, Erfinder*innen, Visionnär*innen unter euch: Der Creative Matterz Fund bietet Support und ist noch den ganzen März auf der Suche nach Projekten, die zum Umdenken anregen, inspirieren, motivieren. Mögliche Beitragsarten sind internationale kreative Projekte wie z.B. Guerilla-Kampagnen, audio-visuelle Arbeiten, Performance-Kunst, Gaming oder Installationen. Bewerben könnt ihr euch bis zum 31.03.2021.

Ich wünsche euch noch einen wunderbaren Sonntag – und nicht vergessen: Wasserhahn abdrehen beim Zähneputzen. <3

xxx Thekla